Hallo & herzlich Willkommen! Das Thema Kolonialismus ist noch ziemlich neu für dich? Du hast schon mal davon gehört, aber wie war das nochmal…? Kein Problem. In dieser Einführung helfen wir dir auf die Sprünge. Bevor du mit unserem Dekolonialen Stadtrundgang to go startest, lernst du hier alle wichtigen Grundbegriffe kennen. Und nebenbei findest du außerdem heraus, wie unser Stadtrundgang funktioniert. Wir wünschen dir viel Spaß!
Dürfen wir uns vorstellen? Wir sind Decolonize Wuppertal!
Hallo! Schön, dass wir uns kennenlernen! Bevor es losgeht, sollst du natürlich auch wissen, mit wem du es hier eigentlich zu tun hast. Der Dekoloniale Stadtrundgang to go ist ein Angebot der Initiative Decolonize Wuppertal. Uns gibt es seit dem Jahr 2021. Wir setzen uns für die Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Wuppertals ein. Dafür machen wir die Spuren des Kolonialismus sichtbar und engagieren uns gegen Rassismus und Diskriminierung.

Seit Anfang an dabei ist Meieli Borowsky-Islam. In dieser Audio stellt sie unsere Initiative vor, erzählt wie alles angefangen hat und was wir heute so machen. Hört rein!

Die vergessene Wurzel des europäischen Wohlstands: Der Kolonialismus
Kolonialismus… Schon mal gehört, aber so richtig definieren könntest du’s jetzt nicht? Kein Problem! Mach unser Quiz und werde zum Profi
Das Wort Kolonialismus leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet so viel wie…
Wann begann der europäische Kolonialismus?
Wie groß ist der Teil der Erde, der in den letzten 500 Jahren unter kolonialer Herrschaft einer europäischen Macht stand?
Wo fand 1884 die Konferenz statt, bei der die europäischen Kolonialmächte den afrikanischen Kontinent unter sich aufteilen?
War Deutschland auch eine Kolonialmacht?
Wann endete die Kolonialherrschaft Europas über die letzten Kolonien?
Kolonialismus war das erste e Phänomen unserer modernen Menschheitsgeschichte und ist die Grundlage der heutigen Wirtschaftsweise. Der Wohlstand Europas basiert maßgeblich darauf, dass sich frühe Kaufleute zusammenschlossen, um Handel in anderen Weltregionen zu treiben. Sie verkauften Waren aus Europa und kauften Rohstoffe ein. Erstmals entstand ein weltumspannendes Handelsnetzwerk. Mit dem Geld, welches die Kaufleute verdienten, konnte in Europa z.B. der Städtebau finanziert werden.
Zunehmend wollten Länder wie Großbritannien, Spanien oder Portugal aber auch politische Macht über fremde Weltteile besitzen. Militärisch nahmen sie andere Länder z.B. in Afrika oder Südamerika ein. Sie rechtfertigten ihr Vorgehen mit der Begründung, dass die Bevölkerung vor Ort “unzivilisiert”, “minderwertig” und “primitiv” sei. Es galt daher als legitim, Menschen zur Arbeit zu zwingen, sie zu versklaven und ihnen neue Kulturen und Religionen aufzuzwingen. So entsandte auch die Kirche Missionare, um die Menschen in den Kolonien zum christlichen Glauben zu bekehren.
Kolonialismus – ein Zeitstrahl
Über welche Zeit sprechen wir hier eigentlich? Komm mit uns auf Zeitreise und lerne die wichtigsten Eckdaten kennen. So einen Zeitstrahl wie hier findest du zu Beginn jeder Station. Du kannst sie nutzen, um einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse zu gewinnen.
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1415
Portugal nimmt die marokkanische Hafenstadt Ceuta ein – der Beginn der europäischen Expansion in Afrika.
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1492
Kolumbus erreicht die Karibik, bis 1550 nehmen ihm folgende spanische Eroberer große Teile Mittel- und Südamerikas ein.
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1510
Portugal nimmt die indische Stadt Goa ein und errichtet von dort aus ein Kolonialreich rund um den Indischen Ozean.
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1600
Londoner Kaufleute gründen die “East India Company”, die schon bald den europäischen Handel mit Indien dominiert.
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1602
Die Niederlande schaffen die “Vereenigde Oost-Indische Compagnie”, eine Handelsgesellschaft, die wie ein Staat agierte.
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1683
Gründung der brandenburgisch-preußischen Festung Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana durch den brandenburgischen Kurfürst Friedrich Wilhelm.
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1788
Die ersten Segler mit britischen Sträflingen landen an Australiens Küste, die Kolonisierung des Kontinents beginnt.
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1833
London verbietet die Sklaverei in seinen Kolonien, nimmt Verstöße dagegen als Vorwand für militätische Eingriffe anderswo.
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1871
Gründung des Deutschen Kaiserreiches, Deutschland ist neue europäische Großmacht.
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1884
Vertreter der europäischen Kolonialmächte kommen in Berlin zusammen, wo sie den Kontinent Afrika unter sich aufteilen.
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1904
In Deutsch-Südwestafrika kommt es mehrfach zu Aufständen, die brutal niedergeschlagen werden, Hunderttausende kommen dabei ums Leben.
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1920
Nach dem 1. Weltkrieg werden die deutschen Kolonien dem Völkerbund unterstellt, der sie verschiedenen Nationen zuteilt.
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1960er
Unter dem Druck von Unabhängigkeitsbewegungen entlassen Europas Kolonialmächte ihre Kolonien in die Unabhängigkeit.
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1974
Portugal gibt als letztes europäisches Land sein Kolonialreich auf.
Und Deutschland?
Auch Deutschland wollte “einen Platz an der Sonne”, wie Bernhard von Bülow, der von 1900 bis 1909 Reichskanzler des Deutschen Reiches war, es einmal ausdrückte. Mit der Reichsgründung im Jahr 1871 war Deutschland zum Nationalstaat und in Folge der Industrialisierung zur Wirtschaftsmacht geworden. Den anderen europäischen Staaten, die bereits Kolonien besaßen, wollten sie in nichts nachstehen.
Handels- oder Missionsniederlassungen, wie sie von Kaufleuten und Missionar*innen geschaffen wurden, dienten diesem, nun politischen, Kolonialismus als Ausgangspunkt.
Klicke dich durch die Karte und schaue dir an, welche Länder früher unter kolonialer Herrschaft Deutschlands standen.

Togo
Damals Togoland gennant, war von 1884-1919 unter deutscher Kolonialherrschaft
Namibia
Damals Deutsch-Südwestafrika genannt, stand 1884-1919 unter deutscher Kolonialherrschaft.
Tansania
Damals Deutsch-Ostafrika gennant, stand 1885-1919 unter deutscher Kolonialherrschaft
Nördlicher Teil von Papua-Neuguinea
Neuguinea stand von 1884 bis 1919 unter deutscher Kolonialherrschaft
Kamerun
Kamerun stand von 1884 bis 1919 unter deutscher Kolonialherrschaft
Qingdao
Die Kiautschou-Bucht befindet sich an der Südküste der chinesischen Provinz Shantung und stand 1884 bis 1919 unter deutscher Kolonialherrhscaft
West-Samoa und Mikronesien
Samoa-Inseln, Karolinen, Marianen, Marshallinseln und Palau standen von 1899 bis 1919 unter deutscher Kolonialherrschaft
Rwanda
Damals Deutsch-Ostafrika gennant, stand 1885-1919 unter deutscher Kolonialherrschaft
Burundi
Damals Deutsch-Ostafrika gennant, stand 1885-1919 unter deutscher Kolonialherrschaft
Koloniale Kontinuitäten
Während Deutschland seine Kolonien mit dem Ende des 1. Weltkriegs abgeben musste, hatten andere europäische Großmächte noch viel länger koloniale Besitztümer. Erst mit der Phase der Dekolonialisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlangten die ehemaligen Kolonien ihre Unabhängigkeit.
Warum ist es trotzdem wichtig, dass wir noch heute über Kolonialismus sprechen? Ganz klar: Durch die Zeit der Dekolonisierung war der Kolonialismus noch längst nicht vorbei. Die Geschichte des Kolonialismus war so entscheidend für die Entwicklung der Menschheit, dass sie bis heute alle Lebensbereiche prägt. Kolonialismus hat nicht einfach aufgehört, sondern wirkt ständig fort. Und zwar nicht nur in den ehemaligen kolonisierten Ländern, sondern überall auf der Welt: In der Politik, der globalen Wirtschaft, im Zusammenleben und im Austausch mit anderen Kulturen.
Auch hier bei uns in Wuppertal, begegnet dir das Thema Kolonialismus immer wieder. Wo genau? Das wollen wir uns in unserem Dekolonialen Stadtrundgang to go anschauen! Let’s go!
Weitergedacht…
Recherchiere zu den folgenden Themenbereichen. Wie wirkte sich der Kolonialismus auf diese aus und welche kolonialen Kontinuitäten sind bis heute in ihnen zu finden?
Sprache, Bildungssystem, Hauptstädte, Infrastruktur, Erinnerungskultur, Handel, Landwirtschaft, Religion, Gesundheit, Vorurteile, Reisefreiheit, Kultur, Film, Mode, Geografie (koloniale Grenzen), Religion, soziale Ungleichheit, Straßennamen